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Euro 2012 – Vor Erotik triefendes Trinkgelage

PR dla Zagranicy
Adam de Nisau Adam de Nisau 03.02.2012 13:24
Die Fußballer trainieren, die Fans jagen nach Tickets und polnische sowie ukrainische Prostituierte zählen schon jetzt ihre Gewinne.

Polityka: Kampf um Pyrrhus-Sieg

Wawrzyniec Smoczynski vom Wochenmagazin Polityka kommt in einem Kommentar noch einmal auf den EU-Gipfel vom Wochenanfang zurück. Wie der Publizist erinnert, hatte Premierminister Donald Tusk vor dem Gipfeltreffen angedroht, Polen würde den Fiskalpakt nicht unterzeichnen, falls dieser den gemeinschaftlichen Charakter der EU schwächen sollte. Er, versicherte der Premierminister, werde fordern, dass die Beratungen der Eurogruppe auch für Nicht-Euro-Staaten geöffnet werden. „Darum wird es eine Schlacht geben“, kündigte Tusk mit drohender Mine an, es fehlte nur das Flattern der Schlachtfahnen und das Klirren der Husarenrüstung, ironisiert Smoczynski in seinem Kommentar.

Seinen Kampf um den Platz am Verhandlungstisch, fährt der Publizist fort, begründet Polen mit der Befürchtung, dass es in Europa ansonsten marginalisiert werden könnte. Bevor wir jedoch beginnen, uns zu fürchten, so Smoczynski, sollten wir ein paar Fragen stellen: Gehört Polen zur Eurozone? Nein. Hat Polen in das Rettungspaket für Griechenland investiert, als man darum gebeten hat? Nein. Weswegen sollten also die Staaten der Eurozone Polen auf ihre Gipfel einladen? Damit die polnischen Politiker dabei das polnische Interesse mit vielsagendem Schweigen verteidigen können? Fazit: Auch wenn der Premier seinen Kampf gewonnen hätte, wäre Polen nur in den eigenen Augen gestärkt - in den Beziehungen mit der Eurozone würde das nichts ändern. Polens Platz in der Eurozone garantieren dem Land die EU -Traktate und wenn der Premier tatsächlich eine Marginalisierung Polens fürchtet, dann sollte er die „Schlacht“ um den Beitritt Polens zur Eurozone beginnen. In Warschau, nicht in Brüssel, so Wawrzyniec Smoczynski im Wochenmagazin Polityka.

Polityka: Schulz – Verteidiger polnischer Interessen


Die Polityka kommentiert auch den Wechsel an der Spitze des Europäischen Parlaments. Der polnische Europaabgeordnete Jerzy Buzek hat nach 2,5 Jahren seinen EU-Vorsitz beendet. Das Steuer im Parlament übernimmt nun der deutsche Sozialdemokrat Martin Schulz. Dieser Wechsel, spekuliert Poliytka, könnte sich für Polen sogar als günstig erweisen. Zwar verliert Polen seinen direkten Vertreter an der Spitze einer der wichtigsten Institutionen der EU. Doch paradoxal könnte sich der deutsche Politiker als ein noch effektiverer Vertreter polnischer Interessen erweisen als Buzek.

Der Grund: Als Christdemokrat und Abgeordneter der Europäischen Volkspartei gehört Buzek demselben politischen Lager an, wie die zurzeit meisten wichtigen Spitzenpolitiker in Europa. Dadurch ist es für den Polen schwieriger gewesen, ein Gegengewicht zu der vorherrschenden politischen Perspektive von Merkel und Co zu bilden und authentische Unabhängigkeit zu wahren. So haben Abgeordnete anderer Nationen Buzek zum Beispiel vorgeworfen, er sei zu weich gewesen. Er habe unter anderem nicht den Mut gehabt, den britischen Konservativen Nigel Farage, der heftige Kritik am damals neu gewählten EU-Präsidenten Herman Van Rompuy übte, zu stoppen. Er habe es auch versäumt, den ungarischen Premierminister Viktor Orban für das ungarische Mediengesetz entschieden zu kritisieren.

Mit Schulz, prophezeit Polityka, werde die Sache anders aussehen. Schulz gehört den Sozialdemokraten an, die in Europa in der Minderheit sind. Daher werde er es einfacher haben, Unabhängigkeit zu wahren und entschiedener aufzutreten. Polen sollte in Schulz einen Verbündeten erkennen. Denn der Angriff des ehemaligen Fußballers Schulz auf das Tor von Merkozy kann ohne Zweifel eine Unterstützung der taktischen Offensive Tusks gegen die deutsch-französische Hegemonie sein. In der Tat - ein geschicktes Manöver: die Bälle auf den linken Flügel spielen, um selbst etwas im Zentrum zu gewinnen, resümiert Polityka.

Newsweek: Euro 2012 – Mit Erotik triefendes Trinkgelage


Die Fußballer trainieren, die Fans jagen nach Tickets und polnische, sowie ukrainische Prostituierte zählen schon jetzt ihre Gewinne, schreibt in einem Artikel über die Schattenseiten der Fußballeuropameisterschaften 2012 das Wochenmagazin Newsweek. Zwar, lesen wir in dem Blatt, waren die Prostituierten, die auf Riesengewinne während der Weltmeisterschaften im Fußball in Deutschland vor sechs Jahren oder auf der Euro 2008 in Österreich und der Schweiz hofften, enttäuscht. Viele Männer sind damals mit Familien gekommen, andere schreckten vom bezahlten Sex die hohen Preise ab. Doch diesmal, fürchten die UEFA-Experten, kann das Fußballfest zu einem mit Erotik triefenden Trinkgelage ausarten. „Im Vergleich zu anderen Teilen Europas sind sexuelle Dienstleistungen in Polen und der Ukraine billig. Diese Tatsache hat zur Folge, dass beide Staaten zu einem attraktiven Ort für an Fußball interessierte Sextouristen werden können. Die Erotikbranche in beiden Gastgeber-Ländern hofft daher auf eine deutliche Belebung der Branche während des Turniers“ - betonen die Autoren einer bisher noch nicht veröffentlichten UEFA-Studie, die die Newsweek zitiert.

Autor: Adam de Nisau
Redaktion: Joachim Ciecierski

tags: EM2012, EURANET
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