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Keine Pilgerfahrt nach dem Finale

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 03.07.2012 13:17
Zu einem festen Teil des Aufenthaltes der italienischen Mannschaft in Polen gehörten die Pilgerfahrten des italienischen Trainers.

RZECZPOSPOLITA: Keine Pilgerfahrt nach dem Finale

Die letzte EM-Mannschaft hat Polen bereits verlassen, berichtet die Tageszeitung Rzeczpospolita. Die Italiener sind gestern Nachmittag in ihre Heimat abgeflogen. Als Erinnerung an ihren polnischen Aufenthaltsort Wieliczka bei Krakau hat jeder Sportler eine Johannes-Paul II. Medaille erhalten. Auf dem Flughafen wurden die Sportler von Feuerwehrmännern mit Fackeln, sowie von einem Blasorchester, den städtischen Behörden und den Einwohnern von Wieliczka verabschiedet. Die Fußballer ihrerseits haben sich bei den Polen für die Gastfreundschaft und für die Unterstützung bei dem gesamten Turnier bedankt.

Zu einem festen Teil des Aufenthaltes der italienischen Mannschaft in Polen gehörten die Pilgerfahrten des italienischen Trainers in verschiedene nahegelegene Sanktuarien. Nach dem Einzug ins Viertelfinale pilgerte Prandelli mit seinen Mitarbeitern ins Benediktinerkloster nach Tyniec, nach dem Einzug ins Halbfinale pilgerte er zu dem Sanktuarium in Krakow-Lagiewniki. Als seine Mannschaft das Finale erreichte, besuchte der italienische Trainer das Sanktuarium der Heiligen Familie in Krakow-Bierzanow.

In der Nacht nach dem Finale hat es, laut Rzeczpospolita, keine Pilgerfahrt gegeben. Nur der Stürmer Mario Balotelli habe das Hotel verlassen. Die Journalisten wollen ihn in einem Krakauer Club gesehen haben, meldet das Blatt.

NEWSWEEK: BBC mit einem Eigentor

Auch die Engländer ziehen eine Bilanz nach der Fußball-EM. Kritik musste unter anderem der Sender BBC für seine Sendereihe über angeblichen Rassismus auf Polens Stadien einstecken, schreibt die Wochenzeitschrift Newsweek. In dem umstrittenen Film warnte der schwarzhäutige Fußballer Sol Campbell die englischen Fans vor einer Reise nach Polen und in die Ukraine – sie könnten von dieser Reise in einem Sarg zurückkehren, hieß es. Die englischen Fans, die sich trotzdem getraut haben, zu dem Fußball-Turnier zu fahren, antworteten mit einem Happening. Sie zogen mit einem Karton-Sarg mit der Aufschrift „Du irrst Dich, Campbell” durch die ukrainischen Straßen von Donieck.

Viele Sportfans waren sauer, schreibt Newsweek. Die BBC-Reportage mit dem Titel „Stadions of Hate“ habe viele Fans von der Reise zur Fußball-EM abgehalten, sagte ein britischer Fan der englischen Presse. Auch der britische Trainer Roy Hodgson beschwerte sich über die unfaire Kritik der polnischen und ukrainischen Gastgeber. Die englische Fußballföderation ziehe nun einen Protest in Erwägung, schreibt Newsweek.


GAZETA WYBORCZA: Wir werden die EM vermissen

Ganz sicher werde die gerade beendete Fußball-EM den Polen fehlen, sagt in einem Gespräch mit der Gazeta Wyborcza der Sozialpsychologe, Doktor Konrad Maj. Es sei doch die erste so große Sportveranstaltung in unserem Land gewesen. In solchen Fällen spreche man oft von dem so genannten Lillehammer-Syndrom. Als 1994 die Olympischen Spiele in dem norwegischen Städtchen zu Ende gegangen sind, wurden viele Ortsbewohner apathisch, viele erkrankten an Depression. Sie haben das Gefühl gehabt, dass es in ihrem kleinen Städtchen nie wieder etwas so aufregendes wie die Olympiade geben werde. So schlimm, wie in Norwegen, werde die Situation in den großen polnischen Städten wohl nicht aussehen, findet Maj.

Es stimmt aber, dass die Polen einen Monat lang in einer anderen, vielleicht etwas fröhlicheren und bunteren Wirklichkeit gelebt hätten. Nun ist es aber an der Zeit, zum normalen Leben zurückzukehren, so Doktor Konrad Maj im Blatt Gazeta Wyborcza.

Autor: Kuba Kukla
Redaktion: Joachim Ciecierski

tags: EM2012
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