Die halbe Wahrheit ist nicht die Wahrheit

Jan Tomasz Gross schreibt Essays die viel Ähnlichkeit mit der Publizistik seines amerikanischen Soziologenkollegens Daniel Goldhagen aufweisen. Goldhagen löste 1996 in Deutschland eine heftige Debatte mit seinem Buch „Hitlers willige Vollstrecker“ aus, in dem er behauptete, der Antisemitismus habe schon immer zu den Grundüberzeugungen der Deutschen gehört, er sei ein einprogrammierter „Code“ der deutschen Kultur.

Dasselbe behauptet Gross von den Polen. Der Antisemitismus sei der wichtigste, alles erklärende Bestandteil des polnischen Wesens, die Antriebskraft allen polnischen Handelns, der Schlüssel zur polnischen Seele und zur polnischen Geschichte. Beide, Goldhagen und Gross, lehnen im Grunde die bisherige Holokaustforschung ab, in dem sie sich aus ihr nur die Fakten herausgreifen, die ihre Thesen belegen.

Auch in seinem neusten Buch "Die goldene Ernte" teilt Jan Tomasz Gross sehr hart aus. Leider können er und seine Befürworter Fachkritik kaum vertragen. Wer Gross’ Auslegungen beanstandet, läuft große Gefahr von ihnen ein Nationalist, gar ein Antisemit genannt zu werden, der angeblich einen unseligen Mythos von der „Opfer- und Heldennation“ pflegt, die in Wirklichkeit aber nur eine „Täternation“ sei.

Unser politischer Kommentator Janusz Tycner fasst die Diskussion zusammen und zieht aus ihr seine Schlüsse. Die Fragen stellt Joachim Ciecierski.

Jan Tomasz Gross, Autor des Buches "Die goldene Ernte".

Dieses Foto diente Jan Tomasz Gross als Ausgangspunkt für seinen Essay. Wo genau es entstanden ist, weiß man nicht. Sind es Plünderer, die auf ihm zu sehen sind oder sind es Menschen, die kurz nach dem Krieg irgendwo gefundene Gebeine begraben, Gräber herrichten. Auch hier stehen die Fachleute vor einem Rätsel. Jan Tomasz Gross hat keine Zweifel - es sind Plünderer.

Die polnische Krankenschwester Irena Sendlerowa (1919-2008) rettete mit vielen Helfern und tatkräftiger Unterstützung der katholischen Kirche etwa 2500 jüdische Kinder aus dem Warschauer Ghetto.

Auf das Verstecken von Juden stand im besetzten Polen die Todesstrafe. Bekanntmachungen aus Tarnów und Częstochowa. Einige Hundert solcher Plakate aus der Zeit der deutschen Besatzung haben in polnischen Archiven und Museen bis heute überdauert.

Briefmarken der Polnischen Post von 1948, 1956 und 1993 zum Jahrestag des Ausbruchs des Aufstandes im Warschauer Ghetto von 1943.