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Ehemaliger Ministerpräsident Jan Olszewski ist tot

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 08.02.2019 11:46
Der Politiker und Verteidiger von Oppositionellen in politischen Prozessen der kommunistischen Ära ist im Alter von 88 Jahre gestorben.
Jan OlszewskiJan OlszewskiPAP/Paweł Kula

Jan Olszewski, ehemaliger Ministerpräsident und Verteidiger von Oppositionellen in politischen Prozessen der kommunistischen Ära, ist tot. Er wurde 88 Jahre alt.

"Jan Olszewski ist verstorben - er war ein außergewöhnlicher Mensch und Politiker, der Polen und seine Einwohner mit Mut und Hingabe diente, wir halten sein Andenken in Ehren" - schrieb Sejmmarschall Stanisław Karczewski auf Twitter.

Olszewski wurde am 20. August 1930 in Warschau geboren. Er stammte aus einer mit der sozialistischen PPS-Partei verbundenen Eisenbahnfamilie. In den 1960er Jahren verteidigte er Jacek Kuroń, Karol Modzelewski, Melchior Wańkowicz, Janusz Szpotański und Wojciech Ziembiński in politischen Prozessen.

1976 verteidigte er die Arbeiter von Radom und Ursus vor Gericht. Er arbeitete mit KOR (Komitee der Verteidigung von Arbeitern) und der Bewegung zur Verteidigung der Menschenrechte und Bürgerrechte zusammen.

1980 war er Berater für die Solidarność und Lech Wałęsa. Als Mitglied des Bürgerkomitees von Lech Wałęsa nahm er an den Gesprächen am Runden Tisch teil. Olszewski war der Bevollmächtigte der Familie von Jerzy Popiełuszko während des Prozesses gegen seine Mörder.

Der Höhepunkt von Olszewskis politischer Karriere war die Funktion des Regierungschefs. 1991 ernannte ihn Wałęsa zum Ministerpräsidenten und am 23. Dezember 1991 erhielt seine Regierung ein Vertrauensvotum vom Sejm - dem ersten nach dem Krieg frei gewählten Parlament. Die Offenlegung der SB-Archive durch den damaligen Chef des Innenministeriums, Antoni Macierewicz, war in der Nacht vom 4. zum 5. Juni 1992 die direkte Ursache für den Fall der Olszewski-Regierung. Das Ereignis wurde später als die "Nacht der Akten" bezeichnet. Am 4. Juni trafen morgens Umschläge mit der sogenannten "Macierewicz Liste" in den Sejm, auf der die Namen von Politikern standen, die in den Archiven des Innenministeriums als geheime Mitarbeiter der kommunistischen Geheimdienste auftauchten.

pap/ps

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