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Online-Kampagne gegen das ZDF

PR dla Zagranicy
Joachim Ciecierski 25.01.2017 08:50
Polnische Bürger haben eine Social-Media-Kampagne gegen den deutschen Fernsehsender ZDF gestartet.

Ein polnisches Berufungsgericht entschied im Dezember, dass das ZDF für einen Monat lang auf seiner Website eine Entschuldigung für den polnischen Auschwitz-Überlebenden Karol Tendera veröffentlichen soll. Die Ursache dafür ist die Benutzung des Begriffs "polnische Todeslager" in Bezug auf Auschwitz und Majdanek.

Allerdings haben die jüngsten Vorwürfe, dass das ZDF das Urteil nicht einhalten konnte, Internetnutzer dazu bewegt im Netz gegen den Fernsehsender zu protestieren.

Die polnische Website Żelazna Logika (Stählerne Logik), die Bilder für die Kampagne vorbereitet hat, sagte: "Normalerweise könnten wir die Regierung zu einer Reaktion auffordern oder diverse Medien ansprechen, zusammen aber haben wir eine größere Wirkung. Die Kampagne ist einfach. Wir nehmen eines der Bilder und posten es auf Facebook-Seiten deutscher Medien, vor allem des ZDF."

Der Chef der Polnischen Liga gegen Verleumdung (RDI) Maciej Świrski teilte dem polnischen Fernsehsender TVP mit, dass die Kampagne eine "sehr gute, soziale Bewegung" sei.

Er sagte, die Kampagne sei eine "Explosion" der Bemühungen von Aktivisten, die den "guten Namen Polens" verteidigen.

ZDF blockiert unbequeme Nutzer

Inzwischen kündigte das ZDF auf Facebook an, dass es die Kommentare der Aktivisten entfernen und die Nutzer blockieren wird.

"Benutzer haben auf all unseren Facebook-Seiten Kommentare veröffentlicht - meistens bestehen diese aus Hashtags wie #GermanDeathCamps #GermanNotNazi #GermanNotPolish", sagte das ZDF.

"Spam-Kommentare die überall verbreitet werden und eine normale Diskussion auf unseren Seiten unmöglich machen, werden gelöscht und die entsprechenden Konten werden gesperrt", fügte der Sender hinzu.

Das ZDF teilte auch mit, dass eine Entschuldigung für Karol Tendera auf der Homepage bereits seit dem 23. Dezember veröffentlicht wird.

ZDF erfüllt nicht die Gerichtsbeschlüsse

Tenderas Rechtsanwalt Lech Obara betonte hierbei: "Das ZDF hat die polnischen Gerichtsbeschlüsse nicht eindeutig erfüllt, weil die Entschuldigung nicht auf der Internethauptseite des Senders veröffentlicht wurde, obwohl das Gericht entschieden hat, dass die Entschuldigung für 30 Tage auf der Startseite des Senders sichtbar sein soll."

Obara wirft dem deutschen Sender vor, die Entschuldigung in Form eines Bildes veröffentlicht zu haben, damit die Web-Suchmaschinen den ganzen Text nicht herausfiltern können.

"Ich habe die Angelegenheit mit Experten konsultiert, die behaupten, dass es keine technischen Barrieren gibt, die das ZDF daran hindern, die Entschuldigung auf der Homepage zu veröffentlichen", fügte Obara hinzu. "Der größte deutsche TV-Sender des öffentlichen Rundfunks versucht Tatsachen zu manipulieren und die Verantwortung dafür zu vermeiden."

Der Fall geht auf den Sommer 2013 zurück. Damals hatte das ZDF in einer Ankündigung für eine Dokumentation über die Befreiung der Konzentrationslager durch die Rote Armee von den „polnischen Vernichtungslagern Majdanek und Auschwitz“ gesprochen.

Drei Jahre Haft für falsche Bezeichnung

Die polnische Regierung will die falsche Bezeichnung der Konzentrationslager der Nazis als "polnische Lager" unter Strafe stellen. Das Kabinett in Warschau beschloss im Oktober ein Gesetz, das für die öffentliche Verwendung solcher Beschreibungen bis zu drei Jahre Haft und Entschädigungsforderungen vorsieht.

Mit dem Gesetz soll nach Angaben der Behörden die Würde polnischer Opfer von Nazi-Verbrechen gewahrt werden. Würden Ausdrücke wie "polnische Lager" für die deutschen Vernichtungslager während des Zweiten Weltkriegs über Jahrzehnte wiederholt, könnten sie sich im Bewusstsein anderer Gesellschaften verankern, fürchtet die Warschauer Regierung. So wie Deutschland bei Holocaustleugnung ermittele, will auch Polen gegen Lügen bezüglich der Geschichte vorgehen. Kunst und Wissenschaft sollen davon ausgenommen werden.

Allein im Jahr 2015 war in internationalen Medienberichten und öffentlichen Äußerungen mehr als 150 Mal von "polnischen Lagern" die Rede, wenn es um die deutschen Vernichtungslager während des Zweiten Weltkriegs in Polen ging, geht aus Angaben des Außenministeriums hervor.

iar/ps/jc

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