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ZDF versenkt Ostpreußen

PR dla Zagranicy
Adam de Nisau Adam de Nisau 11.01.2013 13:39
In der neuen Optik versenken die ZDF-"heute"-Nachrichten den russischen Teil Ostpreußens mit seinen 946.000 Einwohnern im Meer.

Das an der Ostsee untergegangene Vineta ist sagenumwoben. Einer Theorie zufolge könnte es Truso gewesen sein, wo später Elbing (Elbląg) entstand. Die Wissenschaft vermutet Vineta meist in Pommern, doch der Fernsehsender ZDF sorgt nun doch für ein ostpreußisches Vineta ganz großen Stils.

In der neuen Optik der ZDF-„heute“-Nachrichten wird Europa mit wenigen Konturen klar gegliedert – in ein Europa der EU, Russlands sowie anderer Nicht-EU-Länder. Das satte Blau ist dem Meer vorbehalten und… dem russischen Teil Ostpreußens, das das ZDF damit kurzerhand mit seinen 946.000 Einwohnern im Meer versenkt! Der Logik der Farbsegmente hätte dabei hier natürlich die Blaufärbung des übrigen Russlands angewandt werden müssen. Nun hat der polnische Teil Ostpreußens also von Braunsberg bis Goldap auf voller Breite eine Nordküste.

Beim ZDF ist man mächtig auf das moderne 30 Mio. € schwere virtuelle Nachrichtenstudio stolz. Manche Kritik an unscharfen Konturen trug zu einem aus ästhetischen Gesichtspunkten gelungenen „Relaunch“ zum 29. September 2012 bei, wie man sich heute auszudrücken pflegt. Aber die Grafiker haben hier gehörig geschlafen. Oder nimmt das ZDF Folgen des Klimawandels bereits vorweg, die an Polen haarscharf vorbeischlittern oder haben wir es mit einem neuen Kapitel politisch korrekter Bewusstseinsausblendung der einstigen deutschen Ostprovinzen zu tun? Dieser Eindruck erhärtete sich zumindest auch im ersten Teil des dieser Tage ausgestrahlten ZDF-Dreiteilers „Das Adlon“, denn in der Zwischenkriegszeit werden da einfach mal Hotelgäste vom Berliner „Ostbahnhof“ abgeholt, der bis 1950 doch Schlesischer Bahnhof hieß.
Till Scholtz-Knobloch

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